Wohnbau: Entwurf + Ausführungsplanung + Bauleitung I Erlenbach I 2015-2017
Haus M, Erlenbach
Neubau eines Einfamilienhauses nach KFW 55 Standard
Architektonisches Konzept
Das Wohnhaus für eine Familie mit 2 Kindern zeichnet sich durch eine sehr klare architek-tonische Formensprache aus. Die Grundlage des Entwurfs bilden einige markante Elemente - das unsymmetrisch versetzte Satteldach, die subtra-hierten Einschnitte sowie die unterschiedlich ausgerichteten reduzierten Fensterflächen. Die Dachform prägt im Zusammenspiel mit dem als Eingang dienenden Einschnitt die Silhouette des Hauses auf der Straßenseite. Der Einschnitt wird auf der Gartenseite wiederholt und dient hier als Terrassenausgang. So wird gezielt durch Subtrak-tion von Formen die Gesamterscheinung des Gebäudes aufgelockert. Im Einklang dazu stehen die zur Straße hin kleinflächig gehaltenen Fenster, welche vertikal sowie horizontal angeordnet sind und die Komposition der Wandflächen vollenden. Zum Garten hin sind die Fenster größer und sorgen so für eine großzügige Belichtung des Wohnbereiches. Auch der Dacheinschnitt für die Loggia des Schlafbereichs fügt sich in das Fassadenkonzept ein. Die Verglasung ist auch funktional im Sinne des Energiekonzepts begründet - die solaren Energieverluste über die Nordseite werden gering gehalten, die Energieerträge im Winter über die Südseite sind dagegen bewusst hoch. |
Blick auf das Gebäude von der Straßenseite
Straßen- sowie Gartenansicht des Gebäudes |
Raumkonzept Das räumliche Konzept des Erdgeschosses ist von der Thematik des Raumflusses bestimmt, ohne eine klare Gliederung der einzelnen Bereiche zu vernachlässigen. Dies ist am Besten am Grundriss erkennbar: Räume fließen ineinander über, zwischen Eingangs,- Koch-, Ess- und Wohn-bereich entstehen Blickbeziehungen , frei stehen-de Wandscheiben trennen diese von der Treppe in die Obergeschosse und Keller. Der Luftraum über dem Essbereich sorgt für eine Blickverbindung zur Galerie des Obergeschosses und kreiert auf beiden Ebenen einen besonderen Raumeindruck. Die Räume des OG sind um die zentrale Verteiler-galerie angeordnet, über die Treppe gelangt man weiter ins Dachgeschoss, wo sich über die ge-samte Fläche ein großzügiges Elternzimmer mit Loggia und dem großen halboffenen Bad erstreckt. |
Gebäudetechnik + Energiekonzept
Das Gebäude zeichnet sich durch einen sehr hohen qualitativen Standard in der Ausführung, bei den verwendeten Materialien, der Technik sowie beim energetischen Konzept aus. Dabei weist es unter anderem folgende Technische Besonderheiten auf: Als Ergebnis einer durchdachten Planung konnte eine hocheffiziente Gebäudehülle mit U-Werten der Bauteile zwischen 0,136W/m²K (Dach – Aufbaudicke gesamt: 46cm) und 0,238W/m²K (Kellerwand STB mit Perimeterdämmung), welche in Summe einen Transmissionswärmeverlustwert von 0,288W/m²K aufweist, hergestellt werden. Dies unterschreitet den geforderten Mindestwert des Referenzgebäudeverfahrens um nahezu 50%. Dank der hervorragenden Dämmeigenschaften der Gebäudehülle ist es möglich, das Haus mit einem Primärenergiebedarf QP‘‘ von lediglich 6,5kWh/m²a betreiben zu können, wobei in diesem Fall der Wert des Referenzgebäudes um mehr als 92% unterschritten wird. In der Gebäudetechnik kommt als Heizung und zur Warmwasserbereitung eine 8kW Sole-Wasser-Wärmepumpe mit einem 180l Warmwasserspeicher zum Einsatz. Als Wärme-überträger fungiert ein in die Stahlbetondecke integriertes Deckenheizungssystem. Dieses erlaubt die Vorlauftemperatur um ca. 2K zu reduzieren. Zwei weitere Vorteile sind die effizientere Flächennutzung, da im Gegensatz zur Fußbodenheizung keine Möbelstücke die wärmeübertragende Fläche behindern und in Kombination mit einer Bypass gesteuerten Wärmepumpe die Möglichkeit zur passiven Kühlung der Räume im Sommer. Der Strombedarf von ca. 5.000kWh/a wird durch zu einem Großteil (4.500kWh/a) durch die auf dem Süddach montierte Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 5kWp gedeckt. Dank der Nutzung eines Lithiumionenakkus ist sichergestellt, dass der gewonnene Strom von sonnenreichentagen auch an Tagen mit weniger Sonneneinstrahlung zur Verfügung steht. Ein so effizientes Haus bedarf aufgrund der durch die EnEV geforderten Luftdichtheit eines nach DIN ausgeklügelten, nutzerunabhängigen Lüftungskonzepts. Hier kommt eine zentrale Zu- und Abluftanlage mit einem Wärmerückgewinnungsgrad von 88% zum Einsatz. Das System erlaubt eine Komfortlüftung, welche jegliche Feuchte und andere Stoffe in der Raumluft nach außen transportiert und so stets beste Luftqualität in den Zimmern garantiert. Das technische Konzept des Gebäudes entstand in Zusammenarbeit mit dem Energieberater und Vorsitzenden des Bundesverbandes der Gebäudeenergieberater, Ingenieure und Handwerker (GIH) Jürgen Leppig (https://www.energieberatung-leppig.de). |